
Hintergrund zu unserem Nachhaltigkeitskonzept
Triggerwarnung ;-)
In diesem Blogbeitrag gehen wir genauer auf die Hintergründe ein, warum wir uns für ein Nachhaltigkeitskonzept entschieden haben. Was in diesem Blogbeitrag steht, ist erstmal nicht schön, aber leider wahr. Ich hätte hier auch lieber lustigen Cat Content stehen. Aber bevor du genervt wegklickst: Es lohnt sich. Denn weiter unten steht, was wir besser machen können.
Wir finden es wichtig, dass wir, wenn auch leider viel zu spät, anfangen, über die Klimakrise in den Dialog zu kommen und Lösungen, die es sehr wohl gibt, umzusetzen – weg vom "das geht nicht" hin zum "das geht". Warum wir davor nicht einfach unsere Augen verschließen können, das soll dieser Blogbeitrag in voller Länge darlegen.
Der Blogbeitrag basiert zu großen Teilen auf A Life on our Planet von David Attenborough. Uns hat seit Langem nichts so sehr beeindruckt wie diese eine Stunde und 23 Minuten. So klug, so pointiert, so Augen öffnend. Das sollte absolute Pflichtlektüre für Jung und Alt sein. Du kannst also alternativ auch einfach Netflix anschmeißen. Ist bunter. Verbraucht aber auch mehr CO2. ;-)
Die Hauptsache ist, du bist offen für das Thema. Danke dafür!
Das Ausmaẞ der globalen Klimakrise
Beispiel: Unsere Wälder
Liste einer verbockten Bilanz
- Die Sommereismenge in der Arktis hat sich in den vergangenen 40 Jahren um 40 Prozent reduziert.
- 30 Prozent der Fischbestände sind dermaßen überfischt, dass die Zahlen kritisch sind.
- Wir fällen jedes Jahr über 15 Milliarden (!) Bäume.
- Süßwasserpopulationen haben wir durch Verschmutzung, Stauen und Überextraktion von Flüssen und Seen um 80 Prozent reduziert.
- Die Hälfte des fruchtbaren Landes ist jetzt Ackerland.
- 70 Prozent der Vögel auf der Erde ist Nutzgeflügel – hauptsächlich Hühner.
- Wir machen über ein Drittel des Gewichts der Säugetiere auf der Erde aus. Weitere 60 Prozent machen die Tiere aus, die wir zum Essen aufziehen. Für alle anderen, die Wildtierpopulationen, bleiben nur vier Prozent. Mehr ist's nicht mehr. Oder wo siehst du noch Insekten? Am Frontkühler meines imaginären BMW Z3 sind jedenfalls keine. Da war vor 20 Jahren nach 200 imaginären Kilometern definitiv mehr los.
7 Kipppunkte: tickende Zeitbomben
Was passiert, wenn wir einfach nichts tun?
2030er: Der Amazonas-Regenwald kippt.
2030er: Die Arktis wird im Sommer eisfrei.
2040er: Permafrostböden tauen auf.
Die Permafrostböden im Norden, zum Beispiel in Sibirien, haben gigantische Mengen Methan gespeichert. Steigt die Temperatur, tauen sie in den 2040er Jahren endgültig auf und setzen das ganze Methan frei. An dieser Stelle sei angemerkt, dass das Treibhausgas Methan um ein Vielfaches gefährlicher ist für unsere Erdatmosphäre als CO2. Auch hier wäre die Folge: Der Klimawandel wird noch mehr beschleunigt.
2050er: Die Ozeane gehen zugrunde.
Wenn wir weiter nicht oder nur halbherzig handeln, werden in den 2050er Jahren alle Korallenriffe der Vergangenheit angehören und Fischbestände kollabieren.
2080er: Die Nahrungsmittelproduktion gerät in eine Krise.
2100er: Teile unserer Erde werden unbewohnbar.
Steigt die globale Durchschnittstemperatur bis in die 2100er um vier Grad Celsius, dann werden große Teile der Erde unbewohnbar sein. Ab diesem Zeitpunkt könnte das sechste Massensterben beginnen. Die Stabilität unseres Zeitalters wäre endgültig verloren.
Right now, we're facing a manmade disaster of global scale. Our greatest threat in thousands of years. If we don't take action, the collapse of our civilizations and the extinction of much of the natural world is on the horizon. The longer we leave it, the more difficult it'll be to do something about it.
~ Davd Attenborough
So weit, so düster. Ob die Kipppunkte tatsächlich eintreten würden, steht nicht mit absoluter Sicherheit fest. Es sind nur Prognosen, die sich ändern können. Aber allein die Möglichkeit und die damit einhergehende unkontrollierbare Katastrophe für unseren Planeten sollte Grund genug sein, dass es soweit niemals kommen darf.
Das falsche Ziel: Profitmaximierung
So. Jetzt ist es gesagt. Das war nun der hart aber faire Höhepunkt. Jetzt wird's schöner.
Was also kann die Menschheit tun?
It's quite straightforward. It's been staring us in the face all along. To restore stabiity to our planet, we must restore its biodiversity. The very thing that we've removed. It's the only way out of this crisis we have created. We must rewild the world.
~ David Attenborough
1. Anerkennen, dass wir ein Problem haben ... und dann anfangen, ernsthaft zu handeln.
Der erste Schritt ist, ohne irgendwelche Schuldzuweisungen anzuerkennen, dass unser Leben Ressourcen kostet und bis dato fast gezwungenermaßen Emissionen verursacht. Die entscheidende Frage für uns ist, wie jede*r Einzelne damit umgeht. Übernehmen wir Verantwortung und versuchen, Emissionen zu kompensieren oder besser noch, gar nicht erst entstehen zu lassen, oder ignorieren wir diese Tatsache und erzeugen wider besseren Wissens weiterhin vermeidbare Emissionen?
2. Bevölkerungswachstum stoppen
Positivbeispiel: Japan hat gezeigt, dass Geburtenraten dann sinken, wenn sich Bildung und Gesundheit verbesserten, weil die Menschen mehr Erwartungen an ihr Leben und Möglichkeiten in ihrem Leben hatten. Die Anzahl der Kinder sank von drei bis vier in den 1950er Jahren auf durchschnittlich zwei Kinder im Jahre 1975. Die Bevölkerung stabilisierte sich.
Diese Stabilisierung ist in vielen Ländern dieser Erde bereits zu beobachten. Dass wir trotzdem mehr werden, liegt vor allem an höheren Lebenserwartungen.
3. Erneuerbare Energien nutzen
Unsere Welt lebt von der Sonne. Pflanzen fangen jeden Tag drei Billionen Kilowattstunden Sonnenenergie ein – etwa 20 Mal so viel Energie, wie wir brauchen. Und das ist nur das Sonnenlicht. Wenn wir uns endlich von fossilen Brennstoffen verabschieden würden, könnten wir unsere Welt komplett mit Naturenergie versorgen. Die Energie ist in Form von Sonnenlicht, Wind, Wasser und Erdwärme da, wir müssen es "nur" bewerkstelligen, sie effizient zu nutzen.
Marokko ist ein Positivbeispiel. Früher war das Land auf importiertes Öl und Gas angewiesen. Heute erzeugt es 40 Prozent seines Bedarfs selbst mit einem Netzwerk erneuerbarer Kraftwerke, einschließlich der weltgrößten Solarfarm. Durch seine geografische Lage könnte das Land um 2050 sogar ein Exporteur von Solarenergie sein.
In 20 Jahren werden erneuerbare Energien die Hauptenergiequellen der Welt sein. Noch besser (und möglich) ist es, sie zur einzigen Energiequelle zu machen. Energie würde erschwinglicher werden und Städte sauberer und leiser.
4. Ozeane aufatmen lassen
Das Meer ist eine wichtige Nahrungsquelle und eine riesige Wildnis. Je gesünder der marine Lebensraum ist, desto mehr Fische gibt es. Es wäre eine Win-Win-Situation.
Positivbeispiel gefällig? Der pazifische Inselstaat Palau. Sie brauchen ihre Korallenriffe für den Fischfang und für den Tourismus. Als die Palauer beobachteten, dass sich die Fischbestände verringerten, schränkten sie die Fischerei ein. In vielen Gebieten war das Fischen komplett verboten. Geschützte Fischbestände erholten sich so stark, dass sie in die Gebiete übergingen, wo Fischen erlaubt war.
Durch das Fischfangverbot in bestimmten Arealen profitierten also die Fischer*innen. Und die Korallenriffe erholten sich auch. Das ist ein tolles Argument gegen unsere Allergie gegen Verbote. Verbote müssen nichts Schlechtes sein, das man uns aus reiner Boshaftigkeit antut. Sie helfen uns!
Fischfangfreie Zonen in einem Drittel der Küstengewässer würden bereits reichen, um unseren kompletten Bedarf nachhaltig abzudecken. In internationalen Gewässern versucht die UNO bereits, die größte aller fischfangfreien Zonen zu etablieren.
5. Agrarflächen reduzieren und Ernährung umstellen
Wir müssen Agrarflächen radikal reduzieren, um Platz für Wildnis zu machen. In unseren Augen ist das der schwierigste, aber gleichzeitig wichtigste Punkt. Aber auch der kann funktionieren – und zwar, indem wir unsere Ernährung ändern.
Hoher Fleischkonsum bedeutet einen hohen Bedarf an Fläche. Zum Vergleich: Auf einen Fleischfresser kommen in der Serengeti etwa 100 Beutetiere. Deshalb sind große Fleischfresser auf der Erde auch ziemlich selten: Die Erde kann sie sich schlichtweg nicht leisten.
Mit vegetarischer Ernährung bräuchten wir nur etwa die Hälfte des Landes, das wir gerade nutzen. So könnten wir den Ertrag dieses Landes erheblich steigern.
Positivbeispiel Niederlande: Es ist eines der am dichtesten besiedelten Länder und es gibt viele familiengeführte Bauernhöfe ohne weitere verfügbare Fläche.
Sie holen deshalb das Maximum aus jedem Hektar heraus – und zwar zunehmend nachhaltig. In zwei Generationen haben sie ihren Ertrag verzehnfacht, während sie gleichzeitig weniger Wasser verbrauchen, weniger Pestizide und Dünger verwenden und weniger CO2 ausstoßen. Trotz der geringen Landfläche sind die Niederlande so zum zweitgrößten Exporteur von Nahrungsmitteln geworden.
Mit technisch einfachen und komplexeren Lösungen können wir locker mehr Nahrungsmittel auf viel weniger Land produzieren – vertikal, drinnen, in Städten, sogar im Meer.